Projekt: Anatomiemodell "Menschlicher Torso"

Meine Frau war vor einiger Zeit als Sprachlehrerin tätig. Sie bereitet Ärzte aus dem Ausland auf die Fachsprachprüfung vor, die obligatorisch für die Approbation, also die Arbeitserlaubnis als Arzt ist.

Der alte Arzt spricht Latein. Der junge Arzt spricht Englisch. Der gute Arzt spricht die Sprache seines Patienten.

Ursula Lehr

Im örtlichen Technologie- und Gründerzentrum hatte meine Frau nun auch ihr eigenes Büro bezogen, welches wir in gemeinschaftlicher Arbeit in schön eingerichtet haben. Irgend etwas hatte mir dort aber immer gefehlt. Es hat eine Weile gedauert, bis ich darauf gekommen bin. Wie sieht denn die typische Arztpraxis aus? Medizinposter hängen an der Wand. Anatomische Modelle stehen in den Schrankwänden, als Anschauungs- und Demonstrationsobjekt. Sie verleihen einer Praxis nach meiner Ansicht erst diesen “medizinischen Flair” – neben dem durchdringenden Geruch nach Desinfektionsmittel. Für mich war klar: meine Frau braucht so etwas auch für ihr Büro.

Die Druckdaten des Modells habe ich auf Thingiverse gefunden, mein Dank geht an den Ersteller. Um die Druckzeit im Rahmen zu halten (es war schon Anfang Dezember und die Zeit drängte), habe ich das Modell auf 50% skaliert. Trotzdem hat mein Drucker über 50 Stunden gebraucht, um alle Einzelteile auszudrucken.

Druckteile
Frisch aus dem Drucker...

Danach ging es an die Vorarbeiten. Schleifen, Kleben, Spachteln, nochmal Schleifen. Die Klebefugen habe ich mit Spachtel aus dem Baumarkt abgedeckt, der normalerweise zum Bohrlöcher verschließen genutzt wird. Das anschließende Abschleifen gestaltete sich aufgrund der Rundungen und Falten des Körpers eher schwierig. Letzter Schritt der Vorarbeiten war die Grundierung mit der Airbrush-Pistole.

Nun begann die zeitaufwändigste Arbeit: das Bemalen. Die großen Flächen habe ich geairbrusht, die Details mit dem Pinsel bearbeitet. Dabei kamen Airbrushfarben von Vallejo sowie normale Acrylfarben aus der Tube zum Einsatz. Das Bemalen hat dann mindestens nochmal 20 Stunden gedauert, da alle Farben in mindestens zwei Schichten aufgetragen werden mussten. Ich habe viel dabei gelernt. So muss ich unbedingt noch üben, wie man die Farben vor dem Auftragen auf das Modell in die richtige Konsistenz bekommt. Gerade beim Malen mit dem Pinsel waren die Airbrushfarben (logischerweise) zu dünn, die Acrylfarben eher zu dick.

Druckteile
...teilweise verklebt und bemalt...

Zum Schluss habe ich das Modell mit mattem Klarlack überzogen, um die Farben haltbar zu machen. Vierundzwanzig Stunden später war der Lack trocken und ich konnte den Torso als Geschenk verpacken. Keine Minute zu früh übrigens, denn es war der 23. Dezember. Gerade noch rechtzeitig, um meiner Frau ein wunderbares Weihnachtsgeschenk zu machen.

Fertiges Modell
...lackiert und zusammengesetzt.